Gendern 2.0 ist eine echte Lösung im Gendersprachenstreit.
Es führt heraus aus der Sackgasse, in welche uns Gendern 1 bringt:

„Es soll doch um die Menschen gehen, und nicht um ihr Geschlecht!“
Und dafür zwingen wir unsere Sprache, ständig Geschlechter zu nennen?
Selbst dann, wenn es gar nicht um Geschlechter geht?
Der Spruch zu diesem Paradoxon in drastischen, aber beim Thema „Sexualisierte Sprache“ passenden Worten:
„That’s like fucking for virginity!“
Eigentlich ist es unglaublich, wie es zu solch einem Betriebsunfall kommen konnte. 
Ähnlich wie bei anderen realitätsleugnenden Effekten rund um Brexit,  Corona oder Despotenverehrung in unserer Demokratie.
Offensichtlich ist es für unsere Gesellschaft eine Überlebensfrage, die Vorgänge hinter diesen paradoxen Entwicklungen aufzuklären, bevor sie wirklich großen Schaden anrichten.

Gendern 2.0 beendet wenigstens im Bereich Sprache die fatale Entwicklung.

Besonders scharfsinnig entlarvt in unseren Augen Schriftsteller Nele Plolatschek diese fatale sexistische Entwicklung unserer Sprache, z.B. hier im Tagesspiegel oder ausführlicher im Einsteinforum.

Eine zusätzliche Endung für Männer macht vielen Angst. Sie denken, sie müssten die Endung ständig verwenden, wenn es um Männer geht.

Das stimmt nicht. Sie wird nur genannt, wenn das Geschlecht dieses Menschen betont werden soll. Und das ist fast nie der Fall. Die männliche Endung wird also selten genannt! Gleichzeitig wird sich aber die aktuelle „innen“-Inflation stark zurück ziehen, idealerweise auf das gleiche Niveau wie die männliche Form.

Folge: Die Sprache wird schlanker und viel einfacher, als sie es mit Doppelnennungen, Glottisschlag und innen-Inflation“ jemals werden kann.

Gendern 2.0 wird daher Menschen, die sich egal aus welchen Gründen nicht so gut ausdrücken können wie z.B. Politiker und Journalisten, sehr helfen. Gender-1-Formen drängen diese Menschen durch ihre Kompliziertheit noch weiter an den Rand, als sie es sowieso schon sind. Der Autist Max Neumann beschreibt das hier sehr eindrücklich.

Solange die weibliche „Sängerin“ aus dem männlichen „Sänger“ abgeleitet wird, kann es keine Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache geben.
Solange die eine Gruppe aus der anderen abgeleitet wird, und nicht beide aus einem gemeinsamen neutralen Oberbegriff, ist alles darauf Aufbauende langfristig zum Scheitern verurteilt.

Eine Sprache wird nicht dadurch gendergerecht, dass man sie dazu erklärt.
Sondern sie muss es einfach SEIN! Was damit gemeint ist:

Leser*innen sind in der angeblich besonders gerechten Gendersprache mit Stern, Doppelpunkt und Sprechpause alle Menschen, die lesen.
Die männlichen heißen „Leser,“ die weiblichen „Leserinnen„.

Und die Nonbinären? Wie heißen die nochmal, in dieser neuen, besonders gerechten Sprache?
Hoppla, die haben keine eigenen Namen?
Dürfen sich beim neuen Oberbegriff Leser*innen gerade mal mitgenannt fühlen?
Besonders verrückt: Es gibt in dieser Sprache auch keine Lösung für dieses Problem. Versuchen Sie einmal, aus dem Oberbegriff Leser*innen neben Lesern und Leserinnen noch einen gleichberechtigten dritten Begriff zu finden. Einen, der sich auf ähnliche Art im Oberbegriff wiederfindet.
Das ist unmöglich, und es gibt dafür einen einfachen Grund: Sprechpause und die sie verschlüsselnden Zeichen stammen aus den 1980er Jahren, als noch niemand mit dem BVG-Urteil zur Intersexualität von 2017 rechnete.
Mit Sprachwerkzeugen aus dem alten, binären Weltbild kann aber kein nonbinäres Menschenbild bedient werden!
Gendern 2.0 löst diese Problem auf eine einfache und im Grunde auf die einzig mögliche Art.

Stellen Sie sich vor, unsere Kinder gewöhnen sich z.B. an das Gendern 1.4, also das Reden mit Sprechpause.
Oder auch nur an das Gendern 1.3, also das Reden mit Doppelnennungen bzw. ohne die eliminierten Oberbegriffe.

Und stellen Sie sich bitte vor, diese Kinder, aufgewachsen 2030 ausschließlich mit Genderstern, lesen oder schauen irgendein klassisches deutschsprachiges Werk.
Sie werden bei jeder Gruppennennung, also z.B. bei „Studenten“, „Schülern“ und „Tänzern“ denken, dass es dort nur um Männer geht. Ständige Missverständnisse werden bald dazu führen, dass unsere Bücher umgeschrieben und Filme neu synchronisiert werden müssen.

Bei Übersetzungen aus anderen Sprachen beobachten wir das schon jetzt. Wenn Amanda Goremans  „A skinny black girl can dream of becoming president“ übersetzt wird mit ihrem Traum, „PräsidentIN zu werden“, kann sie sich in der deutschen Sprache nicht mehr auf dieselbe Art mit ihrem Vorbild Obama verbunden fühlen wie in ihrer eigenen Sprache!

Gendern 2.0 beendet all diese Probleme mit einen einfachen, kleinen Schnitt –  eben an der richtigen Stelle. Die Sprache bleibt kompatibel mit der alten Sprache und anderen Sprachen. Und trotzdem gerecht, durch die exakte Movierungsmöglichkeit.

Die Sprache von Menschen, die nicht gendern können oder wollen, und der Sprache der Menschen, es offensiv tun, ähneln sich sehr. Dadurch kommt es kaum zu Irritationen. Die Gräben zwischen den beiden Lagern können sich schließen, die Sprache wächst wieder zusammen und der Streit kann langsam auslaufen.