Vorneweg ein paar elementare Probleme auf der sprachlichen Ebene:
- Die Ableitung der weiblichen Formen aus den männlichen ist das Gegenteil von geschlechtergerecht.
- Die Sprache wird zwangs-sexualisiert, denn auch wenn es gar nicht um Geschlechter geht, müssen sie immer genannt werden:
Liebe Zuhörer und Zuhörerinnen…
Heute waren es 400 Besucher*innen…. - Frauen, die sprachlich nicht reinen Frauengruppen zugeordnet werden (sondern zusammen mit Männern und nonbinären Menschen in einer gemeinsame Gruppe sein) möchten, werden diskriminiert.
Nele Pollatschek beispielsweise kämpft darum, nicht automatisch „Schriftstellerin“ genannt zu werden, sondern „Schriftsteller“. Sie will als Mensch wahrgenommen werden, der Bücher schreibt, und nicht zwangsweise als Frau, die Bücher schreibt.
Sie wehrt sich – wie viele Frauen bisher erfolglos – gegen diese Zwangskennzeichnung und hält die Art, so zu reden und zu schreiben, für Sexismus.
Elementar sind aber auch die gesellschaftlichen Gründe:
- Viele Menschen können mit Sprache nicht so souverän umgehen wie andere. Dadurch sind sie sowieso schon von der gesellschaftlichen Teilhabe abgedrängt.
Das wird aber durch die Eingriffe des Gendern 1 massiv verschlimmert. Wenn sie „korrekt“ erzählen wollten, wie sie sich einen netten Busfahrer vorstellen, dann müssten sie sagen, dass sie sich „einen netten Busfahrer oder eine nette Busfahrerin“ so oder so vorstellen. Das macht den Satz schwieriger, für viele zu schwierig. Also reden sie enteder so, wie es können und riskieren damit, als ungerecht zu gelten – oder sie trauen sich erst gar nicht.
Wollen wir wirklich, dass Menschen durch Gendern 1 auf diese Art diskriminiert werden, wo wir uns doch eigentlich eine gerechtere Welt wünschen? - Das hier gesagte gilt natürlich genauso für die vielen Menschen, die die deutsche Sprache erst erlernen; Ausländer genauso wie Kinder.
- Ein weiteres gesellschaftliches Problem: Schon vor Jahren warnte die Miterfinderin von Binnen-I und Sprechpause davor, dass durch die neue Sprachentwicklung die Gesellschaft mehr gespalten wird als nötig.
Wenn Menschen das Gefühl haben, dass sie ihrer vertrauten Sprache beraubt werden, geht das ins Elementare. Wut und Empörung sind häufige Reaktionen.
Sie kennen die Parteien, die diesen Menschen ihre alte Sprache zurück versprechen.
Sie sammeln die Stimmen der Empörten ein und bedrohen mit ihrem wachsenden Zuspruch unsere Demokratie. Wir kennen leider keine Befragung, diesen ganz einfachen Zusammenhang untersucht.
Es sollte uns aber nachdenklich stimmen, wenn sogar Menschen, die vor 40 Jahren die Feminisierung der Sprache angestoßen haben, jetzt vor der Spaltung unserer Gesellschaft warnen!