Das Problem
Hitlers Doppelnennungen wie “Volksgenossen und Volksgenossinnen”, ihre millionenfache Verbreitung per Volksempfänger und das damit verbundene Einbrennen ins Sprachverständnis des Deutschen haben unsere Sprache in eine Sackgasse geführt.
Nur drei der Widersprüche:
– Doppelnennungen zwingen uns, ständig Geschlechter zu benennen. Und das, wo doch Geschlechter keine Rolle mehr spielen sollen!
– Doppelnennungen ignorieren Menschen, die 2017 vom BVG vor Diskriminierung geschützt wurden!
– Mit daraus abgeleiteten Wörtern wie “Genoss*innen” werden noch mehr Menschen diskriminiert. Nonbinäre sowieso, denn sie haben in dieser Sprache keine eigenen Namen. Dazu kommen noch Menschen mit weniger gutem Sprachverständnis. Mit dieser komplizierten Sprache werden sie noch weiter ins Abseits gedrängt.
Die von Hitler ins Gleis gesetzte Sprache, inzwischen binäres Gendern genannt, lässt uns Grundsätze verraten, Mitmenschen diskriminieren und geltendes Recht brechen.
Dazu kommt, dass auch der Feminismus beim Streben nach sprachlicher Gleichberechtigung keinen anderen Weg sah als auf eben diese Doppelnennungen zu bauen. Die Ursache der Ungleichheit nicht in der die Frauen benachteiligenden Asymmetrie der Sprache erkannte, sondern sie beim so genannten “generischen Maskulinum” suchte, dessen Unschuld inzwischen durch die Sprachwissenschaft belegt ist.
So kam es dazu, dass heute in einem unerbittlichen Gendersprachenstreit beide Lager, egal ob Gendersprachengegner oder -befürworter, diese Art der Geschlechterzuweisung für das normalste der Welt halten. “Volksgenossen und Volksgenossinnen”, “Zuschauer und Zuschauerinnen”. Und beide, wirklich paradox, diese Art zu reden verteidigen.
Manche sind sogar zu solchen Konstrukten wie “Genoss*innen” oder “Zuschauer:innen” bereit; Hauptsache wir können diese von Hitler und dem Feminismus propagierte ungerechte Sprache behalten.
Die Lösung
Natürlich macht es Sinn, diesen Weg zu verlassen. Aber wie?
Leider funktioniert der Weg unserer „germanischen Nachbarsprachen” nicht mehr; also das natürliche langsame Ausschleichen der diskriminierenden in/innen-Endungen. Dafür sitzen sie inzwischen zu tief im Sprachverständnis – und zwar auf beiden Seiten des Streits.
Auch ihr Verbot “von oben” macht natürlich keinen Sinn.
Was aber geht, ist der Sprachgemeinschaft neben diesem falschen Weg in die Sackgasse einen zweiten Weg anzubieten. Eine Sprache, die wieder die alten, schon stark lädierten Oberbegriffe nutzt. Sich deswegen wieder so kurz und einfach spricht. Gleichzeitig muss dieser zweite Weg gerechter sein als die Doppelnennungen, und auch gerechter als die Sprache mit der Sprechpause. Sonst hat sie weder vor denen, die gerecht sprechen wollen, noch vor unseren Gerichten eine Chance (Fußnote Stellenanzeigen).
Gendern 2.0 ist dieser Weg. Statt, was nicht geht, der Sprache die weiblichen Endungen zu nehmen, gibt sie ihr zusätzliche Endungen für Männer und Nonbinäre.
So bekommt sie, neben zwei weiteren geschlechtsbezeichnenden Endungen etwas viel viel wichtigeres: sie bekommt ihre Jahrtausende alten kurzen Oberbegriffe (Fußnote) zurück, ohne die wir nie und nimmer aus dieser Sackgasse herauskommen; die aber für eine gute Sprechbarkeit so wichtig sind.
Erst mit diesen Oberbegriffen kann sich unsere Sprache wieder entwickeln; und zwar in eine Richtung, die wir heute noch nicht kennen.
Entweder, alle drei Moveme (geschlechtsbezogene Endungen) schleichen sich gemeinsam aus, und wir kommen zum selben Ergebnis wie unsere Nachbarsprachen.
Oder sie etablieren sich, und unsere Sprache kann neben den geschlechtsneutralen Oberbegriffen auch, wenn es wirklich um Geschlechter geht, diese direkt benennen.
Vielleicht wollen manche dabei bleiben, Frauen mit einer Endung zu benennen und Männer und Nonbinäre nicht. Für sie nur den Oberbegriff nehmen. Das wird wenig stören, denn all diese Sprachformen sind sich sehr ähnlich; sie haben nichts Kompromittierendes. Langfristig wird sich das durchsetzen, was am bessten funktioniert.
Mit Gendern 2.0 kann also nicht nur gendergerecht und einfach geredet werden, sondern es gibt gleichzeitig unserer Sprache ihre verloren gegangene Entwicklungsfähigkeit in eine sinnvolle Richtung zurück.
Zur Kritik am generischen Maskulinum
Der Grund für das langsame Aussterben der Oberbegriffe ist ihr Genus. Auf der Suche nach „dem Mörder“ kann angeblich nur ein männlicher Mörder gesucht werden, wegen des maskulinen Artikels in „der Mörder“. Diese Behauptung ist erstens heute wissenschaftlich wiederlegt und zweitens der Einstieg in eine Spirale der Zerstörung eben dieser Oberbegriffe, mit all den bekannten Nebenwirkungen. Es folgen Links zu Seiten, die dieses Thema behandeln.
Links zum nationalsozialistischen Hintergrund der Doppelnennungen
… werden hier demnächst veröffentlicht.
- Unser eigenartiger Weg (Vergleich des Deutschen mit 6 anderen germ. Sprachen)
- Wie es zu diesem Weg kam (kurzer Ausflug in die neuere Sprachgeschichte)
- Lee (über den Film „Die Fotografin“)
- Riefenstahl (über den gleichnamigen Film)