Gendern 2.0 – Varianten
Die Idee, männlich gelesene Personenbezeichnungen durch eine eigene Endung zu kennzeichnen, wurde schon mehrfach unabhängig voneinander vorgeschlagen. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Ansätze vor.
Gerechtes Deutsch
Gendern nach Behlert
Der 1998 von Matthias Behlert formulierte Vorschlag geht weit über eine eigene Form für Männer hinaus und erreicht durch seine konsequenten grammatischen Änderungen eine sehr hohe Gendergerechtigkeit. Das brachte ihm unter anderem einige lobende Erwähnungen durch Luise F. Pusch ein. Sein System, das auf eine radikale Änderung der Sprache setzte, konnte sich aber nicht durchsetzen. Er stellte den Versuch, seine Sprechweise zu verbreiten, mangels Unterstützung ein. Matthias Behlert verstarb 2015 in Italien.
Die von ihm in »gerechtes Deutsch« übertragenen 15 Grimms Märchen, sind nach wie vor erreichbar. Die Häsis und die Igelin
Inverses Gendern
»Inverses Gendern« wurde 2018 von Josef Gnadl vorgeschlagen. Männer bekommen die Endung -on mit Plural -onnen.
Lehrerinnen sind Frauen, Lehreronnen sind Männer, Lehrer sind Alle. Damit ist volle Symmetrie zwischen Frauen und Männern erreicht. Für Nonbinäre kann es eine eigene Endung geben, etwa -ix mit Plural -issen.
Quelle: invers-gendern.de (abgerufen am 16. Juli 2025)
Gleichgestellte Movierung
Die Gleichgestellte Movierung sieht die Endung -an für Männer vor und wurde 2021 von Christian Melsa erstmals vorgestellt. Ein Leseran wäre demnach ein männlicher Leser, die Leserin wie bisher üblich eine weibliche. Für abinäre Personen schlägt er -on vor, also beispielsweise Leseron.
Homepage: gendern-zwei-null.de
Klassisches Gendern
Auf den Gedanken, die im Deutschen bereits vorhandene Endung -ich (Mäuserich, Nixerich, Wüterich, …) zur Kennzeichnung eines männlich gemeinten Nomens zu verwenden, kamen gleich mehrere Personen. Bernhard Thiery hat sie 2022 kontaktiert und eingeladen, diese Idee von nun an gemeinsam weiter zu entwickeln.
Bei dieser Variante bekommen Männer die Endung -ich/-iche, Frauen behalten das -in/-innen. Für Non-Binäre wurde u.a. die Endung -ix/-ixe vorläufig vorgeschlagen. Letztendlich soll es primär den damit gemeinten Personen überlassen bleiben, passende Endungen für nicht-binäre Geschlechter zu etablieren.
Basisneutrales Gendern
Gendern 2.0 mit gleichgestellten Movierungen
Diese 2024 von Anka Fiedler erstmals vorgestellte Variante, setzt auf -un/-unnen als männliche Nachsilbe sowie -an/-annen für die Nonbinären.
Fiedler begründet ihre Suffixvorschlägen vor allem mit Überlegungen zur Phonetik.
Als Sprach- und Stimmlehrer sowie Musiker spricht mich diese Lösung, auf die ich im Jahr 2023 gekommen bin, besonders an; ich halte sie für gut nachvollziehbar: Die Frauen haben die „hellste“ Endung (-in), die Männer die „dunkelste“ (-un), passend unter anderem in sehr vielen Fällen zu Männer- und Frauenstimmen, und Enbys die „neutrale“ (-an).
Zitiert aus Meine Suffixvorschläge (abgerufen am 21. Juli 2025)