1991 klagte eine Frau vor Gericht, dass sie ihren Reisepass nicht abholen könne. Im Feld für die Quittierung der Aushändigung stünde nur „Inhaber“, sie aber sei eine „Inhaberin“.
Es ist nicht überliefert, ob die Entscheidungsträger, die diese Sichtweise bestätigten, ob diese Entscheidungsträger sich der Tragweite ihrer Entscheidung bewußt waren.
Was aber klar ist: mit dieser Entscheidung leiteten sie das Sterben der wichtigsten Oberbegriffe für Menschengruppen in der deutschen Sprache ein. Denn wenn „Inhaber“ nur die Männer sind, und „Inhaberinnen“ die Frauen, welches Wort steht dann noch für alle Menschen, die einen Pass besitzen?
Heute wissen wir, dass der feministische Vorwurf der 1980’er Jahre, Kurzbegriffe wie Inhaber oder Bäcker wären schon immer männlich gewesen, falsch war. ¹ Das Gericht, bzw. die Entscheidungsträger von damals handelten aber im Glauben, die Klägerin hätte recht mit der Behauptung, mit „Inhaber“ wären nur die Männer gemeint.
Wir haben nun eine wirklich fatale Situation: Aufgrund einer Falschbehauptung wurde eine Entwicklung eingeleitet, die unserer Sprache in einem wichtigen Punkt den Boden unter den Füßen weg zieht.
Viele Menschen spüren, dass irgend etwas mit dieser Entwicklung und ihren Folgen nicht stimmt. Sind deswegen gegen die Gendersprache, oder sind einfach nur sauer. Besonders fatal ist, dass manche Parteien diese Empörung erfolgreich einfangen und auf diese Art weiter unsere Demokratie untergraben.
Während wir uns wundern, dass es bei der Übertragung der Olympischen Spielen keine Worte mehr für alle Menschen gibt, die in Frankreich leben, oder alle Menschen, die Fußball spielen. Sondern nur noch eins für in Frankreich lebende Frauen, und ein anderes für die dort lebenden Männer. Bzw. eins für Frauen, die Fußball spielen, und anderes für Männer.
Viele Menschen spüren, dass irgend etwas mit dieser Entwicklung und ihren Folgen nicht stimmt. Sind deswegen gegen die Gendersprache, oder sind einfach nur sauer. Besonders fatal ist, dass manche Parteien diese Empörung erfolgreich einfangen und auf diese Art weiter unsere Demokratie untergraben.
Während wir uns wundern, dass es bei der Übertragung der Olympischen Spielen keine Worte mehr für alle Menschen gibt, die in Frankreich leben, oder alle Menschen, die Fußball spielen. Sondern nur noch eins für in Frankreich lebende Frauen, und ein anderes für die dort lebenden Männer. Bzw. eins für Frauen, die Fußball spielen, und anderes für Männer.
Einer Gesellschaft die jahrtausende alten, alle miteinander verbindenden Oberbegriffe zu nehmen, das gleicht einer Operation am offenen Herzen. Niemand weiß welchen Einfluß das auf die bedrohlichen Spaltungskräfte hat, die wir gerade allerorten beobachten müssen.
Wie es aussieht, lässt sich dieses Rad nicht mehr zurück drehen. Der einzige Weg zurück zu den einfach sprechbaren Oberbegriffen ist Gendern 2.0. Weil dieses die diskriminierenden Gender-1-Formen in puncto Gendergerechtigkeit locker überholt. Das werden auch Gerichte anerkennen, denn die Beweislage, vorneweg die symmetrische Movierung vs. die bisherigen asymmetrischen Movierungen ist eindeutig. Und die Nennung von Gendern 2.0 als Lösungsansatz durch Luise F. Pusch sowohl in der Emma als auch der NZZ spricht ebenfalls Bände.
¹ Eckhard Meineke, Prof. für Geschichte der deutschen Sprache, „Studien zum genderneutralen Maskulinum“ erschienen am 28. 6. 2023