Wenn Sie einen starken Film über eine starke Frau sehen wollen gehen Sie bitte in “Die Fotografin”, im englischen Original “Lee”.

Sie werden eine mächtige Anklage gegen Krieg und Faschismus erleben.

Sie werden auch erleben wie Lee Miller mehrmals der Zugang zu Orten verweigert wird, einfach nur aufgrund ihres Frau-Seins.

Wahrscheinlich werden Sie auch erleben dass selbst beim Filmabspann die Zuschauer sitzen bleiben.

Wenn Sie ihn lesen werden Sie – nur in deutschen Kinos – sehen wie Lee Miller selbst heute noch der Zugang verweigert wird. Während sie im Original (wahrscheinlich¹) geehrt wird als “one of the most famous war reporters”, darf sie im Deutschen gerade einmal “eine der wichtigsten Kriegsberichterstatterinnen” sein. “Nein, das Zelt für Frauen ist dort hinten. Zur Lagebesprechung im Offizierszelt haben Frauen leider keinen Zutritt”.

Ist es nicht fatal, dass ausgerechnet in der deutschen Version dieses Filmes, wo Hitler von Lee Miller so demaskiert wird, seine Jahrzehnte ins Mikrofon gebrüllte Sprache siegen darf? “Deutsche Volksgenossen und Volksgenossinnen!”

 

Wenn Sie später mit Menschen über diese Sprache sprechen, werden Sie erleben wie ausgerechnet die, die für Gleichberechtigung und gendergerechte Sprache sind, wie ausgerechnet diese Menschen Hitlers Doppelnennungen verteidigen. “Nein, Lee Miller ist kein Fotograf. Sie ist Frau und muss nach dort hinten, ins Zelt für die Frauen!” Sie werden erleben wie eine ungerechte Sprache rechtfertigt wird. Traurig und fatal, dieser späte Sieg der von Hitler ins Gleis gesetzten Sprache.
Die große Frage: Geht sogar unser heutiger Sprachenstreit zurück auf einen faulen Trick Hitlers, per sprachlicher Sichtbarmachung der Frau Wahlen zu gewinnen? Volksgenossen und
Volksgenossinnen, Kriegsberichterstatter und Kriegsberichterstatterinnen. Wenn Sie darazf verzichten wollen, gehen Sie besser in “Lee”.

 

Es ist gut, dass die Sprachwissenschaften jetzt diese Fragen untersuchen. Weniger gut ist, dass den klassischen Sprachwissenschaften Gelder für solche Forschungen gekürzt werden, während andere Gelder in die Verbreitung der „geschlechtergerechten Sprache“ fließen; einer Sprache die in Wirklichkeit nicht gerecht ist. Selbst die Sprache mit den Fotograf*innen diskriminiert Menschen mit eingeschränkter Literalität und leitet Frauen aus als männlich interpretierten Begriffen ab. Sie ist der verzweifelte Versuch, die ungerechte Sprache Hitlers mit allen Mitteln, egal wie, in eine gerechte zu verwandeln.

 

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¹ Bitte informieren Sie uns, wie Lee Miller im Abspann der anderen genannten Sprachen geehrt wird. Ist sie eine der besten aller Menschen, oder nur eine der besten Frauen?